Fluorproblematik der Schaummittel

Fakten zur Fluorproblematik der Schaummittel

Die Stoffgruppen der fluorierten Tenside werden wegen Ihrer hervorragenden Eigenschaften in unzähligen technischen Bereichen eingesetzt. Hierzu zählt auch die Verwendung in Schaummitteln die als AFFF-Schaummittel zur Löschung von Bränden der Brandklasse B eingesetzt werden. Die dieser Gruppe zugehörige Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) ist im aquatischen Systemen weltweit verbreitet. Auf Grund der negativen Eigenschaften (Persistenz, Bioakkumulierbarkeit und carcerogenem Potential) ist PFOS seit Juni 2011 verboten.

Das PFOS Verbot nutzten viele Hersteller von „alternativen Löschmitteln“ oder „AFFF- Ersatzmitteln“ aus um auf dem Markt verunsicherte Kunden zu akquirieren. Da die Verunsicherung bei den Entscheidungsträgern aller Bereiche (ob Politik, Verwaltung oder den Feuerwehren als „Anwender“) trotz umfangreicher Aufklärung immer noch sehr groß ist, hier die Fakten zur Diskussion um Fluor in Schaummitteln:

• Mit dem PFOS Verbot wurden nicht die fluorhaltigen Schaummittel verboten!

• Das Verbot gilt lediglich für die Schaummittel, die PFOS (Perfluoroctansulfonat /Perfluoroctansulfonsäure) in Konzentrationen größer 0,005 Prozent enthalten. Dieses Verbot galt ab Juni 2008 EU-weit mit einer Übergangsfrist für ein Einsatz- und Übungsverbot ab Juni 2011!

Heute schreiben wir das Jahr 2012 und das Verbot ist vollzogen. Betroffen vom Verbot waren in erster Linie die Werkfeuerwehren, die Feuerwehren der Bundeswehr und ihrer NATO-Partner. Bei kommunalen Feuerwehren lagerten kaum PFOS haltige Schaummittel, falls nicht größere „Geschenke“ der genannten Feuerwehren dankend angenommen wurden. [Anmerkung: Es handelt sich hauptsächlich um die Schaummittel, die bis zum Jahr 2000 durch die Firma „3M“ über ECF (elektrochemische Fluorierung) hergestellt wurden. Diese Methode ist einfach und kostengünstig. Es entstehen jedoch viele fluorhaltige Abfallprodukte (langkettige Moleküle), die kaum biologisch abbaubar (persistent) sind, im Körper angereichert (bioakkumulierbar) werden und für Säugetiere giftig (toxisch) sind. So erklärt sich auch das oft verwirrende Kürzel „PBT“.]

Die derzeit auf dem deutschen Markt vertriebenen AFFF-Schäume sind nach einem so genannten Telomerisierung-Verfahren umweltfreundlicher hergestellt. Dieses Verfahren ist zwar aufwändig und teuer, es erzeugt jedoch keine Abfallprodukte und nur kurzkettige Moleküle. Auch diese sind biologisch kaum abbaubar. Eine darüber hinaus weitergehende Gefährlichkeit wurde jedoch bisher nicht festgestellt (entsprechende Forschungen laufen).

Die Feuerwehren bringen einen kaum nennenswerten Anteil an fluorhaltigen Produkten in die Umwelt aus, im Vergleich etwa zur fluorverarbeitenden Industrie (Metallveredelung, Textilveredelung, Papierindustrie und -verarbeitung usw.).

Die Vorteile der AFFF-Schäume liegen im Detail. Sie bieten durch den enthaltenen Fluortensidanteil:

•   schnellste Löschzeiten,
•   einen sehr guter Schutz vor Rückzündungen,
•   einen geringeren Verbrauch (auch Wasser) bei sparsamste Verwendung,
•   haben unübertroffene Fließfähigkeiten,
•   gute Alkohol- und Frostbeständigkeit,
•   eine lange Lagerfähigkeit,
•   eine hohe Dampfdichte des Schaums,
•   sind unempfindlich gegen Brandrauch und andere schaumzerstörende Begleitumstände (zum Beispiel Löschpulver bei kombiniertem Angriff),
•   besitzen eine je nach Hersteller sehr niedrige Viskositäten
•   besitzen eine „selbstheilende“ Eigenschaft der Schaumdecke
•   und lassen sich über große Weiten unverschäumt aufbringen.

[Anmerkung: Gravierende Unterschiede zu anderen Mitteln auf brennbaren Flüssigkeiten(Löschzeit/ Verbrauch/Rückzündung)! Die im anlagentechnischen Brandschutz verwendete DIN EN 13565-2:2009-09-Ortsfeste Brandbekämpfungsanlagen – Schaumlöschanlagen verdeutlicht den Stellenwert der AFFF-Schäume und hebt vor allem die Wichtigkeit von Prüfungen des Leistungsvermögens hervor.]

Neben den vielen Vorteilen besitzen die AFFF-Schäume auch nachteilige Eigenschaften. Sie enthalten kaum biologisch abbaubare Fluorverbindungen und sind in der Regel sehr korrosiv. Darüber hinaus ist eine Fluortensidentfernung über herkömmliche Kläranlagen nicht möglich (nur über Aktivkohlefilter in Verbindung mit einer Sonderabfallverbrennung).

-SV-